Thomas Kühnapfel




 Ihn faszinierte die Kraft der Luft. Seine Stahl- und Kupferskulpturen nutzen diese Kraft und machen sie sichtbar. 

* 1966 in Rees


Ausstellungs- und Installationsansichten


Publikationen und Texte


Gerd Genger über Thomas Kühnapfel


Während sich in den älteren Arbeiten ein Gleichgewicht zwischen Erzählung und Konstruktion einstellt, polarisieren sich diese Elemente in den neuen Arbeiten aus Kupfer oder Stahl. So sind die Kupferskulpturen durch die Druckluft aufgequollen wie verwesendes Wild. Ihre Formen scheinen aus einer fremden – aber nicht allzu weit von der unseren entfernten – Fauna zu stammen. Die Stahlskulpturen hingegen haben auf den ersten Blick mit der organischen Welt wenig zu tun, Sie sind wie Luftmatratzen, Kissen oder gefüllte Milchtüten Erfindungen einer technischen Kultur und konstruktiven Phantasie. Ihn faszinierte die Kraft der Luft. Seine Stahl- und Kupferskulpturen nutzen diese Kraft und machen sie sichtbar. Wenn er die rechtwinkligen Stahlbleche zusammenschweißt und sie dann aufbläst, wölbt sich der Stahl unter innerem Druck. 

Was bleibt ist ein Stahlkörper oder trotzt der geometrischen Ausgangsform etwas, was wir metaphorisch einen Organismus nennen.  Seine Skulpturen gewinnen also nicht aus der Reduktion, dem „Befreien“ der Form aus dem Rohstoff, nicht aus der bloßen Konstruktion, nicht durch das Anhäufen formbaren Materials, sonder von innen heraus ihr Volumen. Es ist wie ein Einatmen, das die Lungen bläht.  Der Kunsthistoriker Max Raphael hat darauf hingewiesen, dass die klassische Skulptur den menschlichen Körper im Moment des Einatmens darstellt. Die Lungen füllen sich. Der Körper spannt sich. Es ist ein Moment der Aktivität, des Belebens. Die Stahlskulpturen Thomas Kühnapfels halten den Atem an. Männerrollen. Der Jäger mit angelegtem Gewehr auf der Jagd, der Krieger, der auf dem galoppierenden Pferd seinen Pfeil im Bogen spannt, oder auch der Diktator, der sein Volk anführt. Und doch sind diese starken Männer verletzlich.


Thomas Kühnapfel, Luftmuseum – Amberg, Interview Museumsfernsehen

Der Stahlbildhauer Thomas Kühnapfel hat bei Tony Cragg studiert und verdankt seine Materialsicherheit seinem Lehrer, der in den unterschiedlichen Feldern der Bildhauerei zuhause ist. Kühnapfel hat jedoch etwas in die Skulptur eingeführt, was bisher als ganz unmöglich galt, die Verbindung von Stahl und Luft. Mehr Lesen